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Gender Lunch Talks im Sommersemester 2019

Gender Lunch Talks Sommersemester 2019

Gender Lunch Talks Sommersemester 2019

Inputs


Do, 16.05.2019

Jun.-Prof. Dr. Claudia Jarzebowski, Friedrich-Meinecke Institut

Eurotopia. Wie das multikulturelle Erbe aus der bürgerlichen Gesellschaft verschwand

Wie konnte es zur Verdrängung des multikulturellen Erbes der bürgerlichen Gesellschaft kommen? Claudia Jarzebowski wirft Schlaglichter auf Multikulturalität im 18. Jahrhundert, indem sie zeigt, wie transkulturell Familien in der Frühen Neuzeit aufgestellt waren und wie emotionale und kulturelle Zugehörigkeit durch vielschichtige Prozesse generiert wurde. Insbesondere diskutiert sie die Frage, ob bzw. inwiefern die Historiographie zur Komplizin dieser Vernebelung geworden ist.


Do, 13.06.2019

Dr. Saskia Sell, Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft

Zeugenschaft und Geschlecht in digitalen Öffentlichkeiten

Wie wird in digitalen Öffentlichkeiten Geschlecht in der Subjektposition der Zeugenschaft hergestellt? Wessen Zeugnis und welche Art von Zeugnis wird mittels welcher diskursiven Praktiken als wahr und glaubwürdig dargestellt und medial weiterverbreitet? Wem und welcher Botschaft wird wie Glaubwürdigkeit abgesprochen? Fragen wie diesen widmet sich das hier vorgestellte Projekt. Es verbindet Perspektiven der Geschlechterforschung mit aktuellen Perspektiven der Journalismusforschung und der Medienethik. Als Prozess und als Praxis ermöglicht Zeugenschaft die diskursive Transformation von Ereignissen und Erfahrungen. Sie prägt unser Verständnis des Weltgeschehens. Durch die Übertragung von Zeugnissen findet eine Übertragung von Verantwortung statt.

Zeugenschaft informiert und appelliert, sie signalisiert Handlungsbedarf und ermöglicht Dokumentation als Grundlage für zukünftiges Handeln. Sie verunmöglicht Schutzbehauptungen, die empfundene Ohnmacht gegenüber gegenwärtigen Verhältnissen oder entfernten Gewaltakten erträglicher machen sollen, streicht das Wir-haben-all-das-ja-gar-nicht-gewusst aus dem Repertoire des Sagbaren. Testimonialwissenzirkuliert unter durch die Digitalisierung von Kommunikationsprozessen veränderten Bedingungen. Die Subjektposition der Zeugenschaft wird herausgefordert. Durch den Fokus auf diskursive Praktiken der Zuschreibung und Negierung glaubhafter Zeugenschaft im Journalismus und in sozialen Medien soll dieses Projekt zur Offenlegung von mit Geschlechterpositionierungen verbundenen Formen Epistemischer und Testimonialer Ungerechtigkeit (Miranda Fricker, 2007) beitragen.


Do, 27.06.2019       

Gastprof. Dr. Evelyn Annuß, Institut für Theaterwissenschaft

(Ethnic) Drag und Karneval

Cross Dressing und ethnische Maskeraden im Karneval von Capetown und New Orleans sind Ausgangspunkt dieses Werkstattberichts. Vor dem Hintergrund hiesiger Debatten um Formen kultureller Aneignung ist er kreolisierten Karnevalstraditionen in zwei Hafenstädten gewidmet, die auf je spezifische Weise vom Nachleben der Sklaverei- und Segregationsgeschichte geprägt sind. In welchem Spannungsverhältnis stehen nun diese Traditionen zu Ansätzen der Gender Studies, die das subversive Potenzial von Auftrittsformen in Drag unterstreichen? Und wie ließe sich die Frage nach Spielräumen und Grenzen performativer Subversion reperspektivieren, indem wir unseren Horizont globalgeschichtlich erweitern? Von der Feldforschung ausgehend fragt dieser Diskussionsbeitrag also danach, inwiefern unsere Auseinandersetzungen um Queering und Appropriation zu „provinzialisieren“ und zu historisieren wären. 


Do, 11.07.2019     

Isabelle Fellner, Oliver Gent, Angie Martiens, Institut für Romanische Philologie

Understanding University: The Rhetoric(s) of German Academia

Mit kritischem Blick analysierte Pierre Bourdieu den (französischen) Homo Academicus und seinen Habitus in den 1980er Jahren; dass es hingegen keine Homo Academica geben kann, weil sie im Sinne Jacques Lacans oder Julia Kristevas niemals Teil der Ordnung ist, stellte etwa 10 Jahre später Friedricke Hassauer resigniert fest. Der akademische Habitus – inwiefern fungiert er auch heute noch als Hürde an den Universitäten und für wen? Lässt sich der Umstand eines nach wie vor geringen Anteils an Studierenden aus nicht-akademischen Elternhäusern an den deutschen Universitäten mit Habitus und Rhetorik zusammendenken, wie sie insbesondere in den Geisteswissenschaften kultiviert werden? Das 2018 erstmals durchgeführte Lehrprojekt “Understanding University: The Rhetoric(s) of German Academia” geht mit den Studierenden diesen Fragen nach – und versucht dabei zugleich, einen empowernden Ansatz zu integrieren.