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Gender Lunch Talks im Wintersemester 2020/21

Gender Lunch Talks Winter Semester 2020/21

Gender Lunch Talks Winter Semester 2020/21

Das Margherita-von-Brentano-Zentrum präsentiert im Wintersemester 2020/21 erstmals im Online-Format an vier Terminen Projekte und Neuerscheinungen aus dem Bereich der Geschlechterforschung der Freien Universität Berlin.

Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen, Lunch mitzubringen und mitzudiskutieren!

Inputs


Die Veranstaltung wurde aufgrund der verschärften Maßnahmen abgesagt!

Do, 14.01.2021 

Kollektiv Polylog in Kooperation mit dem Institut für Sozial- und Kulturanthropologie

Das ist meine Geschichte. Frauen im Gespräch über Flucht und Ankommen (Buchpräsentation)

Seit 2015, dem Höhepunkt der so genannten „Flüchtlingskrise“, hat die Abschottung und Verschärfung des Asylrechts in Deutschland und der EU massiv zugenommen. Erstarkende rechtspopulistische Bewegungen quer durch Europa schaffen ein gesellschaftliches Klima, in dem körperliche und verbale Angriffe auf Menschen mit Migrationsgeschichte immer alltäglicher werden. Doch in den hierzulande geführten Debatten kommen geflüchtete Menschen selbst kaum zu Wort – insbesondere mangelt es an Aufmerksamkeit für die Sichtweisen von Frauen als Zeuginnen der aktuellen Geschehnisse. Mit diesem Buch fordern Frauen, die in den letzten Jahren nach Deutschland geflüchtet sind, Kontrolle über die Darstellung ihrer Lebensrealitäten im öffentlichen Raum. „Das ist meine Geschichte“ dokumentiert sieben Gespräche, in denen sich Frauen in ihrer jeweiligen Muttersprache und in Deutsch über ihr Leben und die (Un)Möglichkeiten des Ankommens in Berlin unterhalten. Es geht um elementare Fragen: Welche Erfahrungen haben wir auf dem Weg der Flucht nach Deutschland gemacht? Wie wirken sich Verschärfungen im Asylrecht oder die Einschränkung der Familienzusammenführung auf unser Leben hier aus? Was erleichtert oder erschwert uns das Ankommen in der deutschen Gesellschaft? Welche Befürchtungen und welche Wünsche haben wir in Bezug auf die Zukunft? Die Perspektiven, aus denen heraus die Erzählerinnen über ihre Erlebnisse berichten, gewähren den Leser*innen – mal ernst, mal humorvoll – Einblick in sehr persönliche Erfahrungen mit Flucht und Ankommen. In dieser Veranstaltung werden wir als Autorinnen und Mitglieder des Kollektivs Polylog über die Entstehung unseres Buches sprechen und Auszüge aus den Dialogen und Narrationen vorlesen.

Die Lesung findet auf Arabisch und Deutsch statt.


Do, 28.01.2021

Martina Erlemann, Institut für Physik

Gender und Diversität in den Naturwissenschaften. Perspektiven der Fachkulturforschung

In den oberen Rängen vieler Naturwissenschaften überwiegt der Anteil weißer, hegemonial männlich markierter Personen aus bildungsnahen Schichten. Inwiefern die Ursachen dieses Befunds in den naturwissenschaftlichen Fächern selbst verankert sind, untersucht jene Ausrichtung der Fachkulturforschung, die sich innerhalb der Gender Studies für MINT verortet. Fachkulturen zeichnen sich durch komplexe Gefüge von Handlungsroutinen, Einstellungen, impliziten Regeln und Ritualen, den Alltagsroutinen und -praktiken aus, in denen die Zugehörigkeit zu einer wissenschaftlichen Gemeinschaft hergestellt und als selbstverständlich wahrgenommen und erfahren wird. Der Kulturbegriff hierbei beruft sich unter anderem auf die Soziologie Pierre Bourdieus.
Die Vielschichtigkeit der Fachkulturen wird in den Gender Studies in MINT mit qualitativen sozialwissenschaftlichen Erhebungsverfahren analysiert, insbesondere mit ethnografischen Methoden, bestehend aus teilnehmenden Beobachtungen und offenen Interviews. Einschlägige Studien der Fachkulturforschung kommen zum Ergebnis, dass sich erfolgreiche Karrieren im MINT-Bereich für Frauen*, People of Color oder Personen aus bildungsfernen sozialen Schichten schwieriger gestalten. Der Lunch Talk stellt den Ansatz der Fachkultur und seine Anwendbarkeit anhand von abgeschlossenen und laufenden Forschungsvorhaben zur Fachkultur der Physik in Lehre und Forschung vor.

Anmeldefrist: 26.01.2021, 17 Uhr!

Do, 04.02.2021

Ilse Lenz, MvBZ Fellow 

Ungleichheiten in Bewegung und prozessuale Intersektionalität: Geschlecht und Migration in Deutschland

Die Debatte um Intersektionalität in Deutschland ist teils immer noch der ‚Gastarbeitersicht’ verhaftet: Kritische wie rechtsextreme Positionen gehen davon aus, dass Einwander*innen in Bildung und Beruf überwiegend ausgeschlossen seien. Medien verbreiten Klischees über ‚die Jungs in der Hauptschule in Neukölln’. Eine neue Untersuchung zeigt nun, dass die intersektionale Konstellation sich verändert und differenziert hat. Ein großer Teil der Kinder oder Enkel*innen der Einwander*innen sind im Studium und danach in der beruflichen Spitze und Mitte angekommen. Das geht vor allem auf ihren ungeheuren Einsatz zurück, findet aber kaum öffentliche Anerkennung. Zugleich werden weiter viele Menschen der zweiten und dritten Generation in Hauptschule und Arbeiterschaft segmentiert. In ihrem Vortrag wird Ilse Lenz zunächst die veränderte intersektionale Konstellation zusammenfassen und den Ansatz der prozessualen Intersektionalität vorstellen. Dann wird sie die gegenwärtige antirassistische Bewegung danach befragen, was es für sie bedeutet, dass nun Menschen mit Einwanderungsgeschichte kulturelles Kapital und eine eigene Stimme erkämpft haben. Ihre Leitthese ist, dass die Konflikte wie auch die Chancen zunehmen.

Anmeldefrist: 02.02.2021, 17 Uhr!

Do, 11.02.2021

Esther von der Osten, Peter Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft

Monsterkräfte. Literarische Figurationen von Behinderung und Demokratie

Der Vortrag möchte den Begriff der Behinderung, den feministische Disability-Theorie problematisiert, im Licht einer Fiktion von Hélène Cixous diskutieren. In Le jour où je n’étais pas là (Der Tag, an dem ich nicht da war) von 2001 erzählt Hélène Cixous davon, wie sich eine Mutter an die Ankunft eines Kindes mit Trisomie 21 in ihrem Leben und ihrem Denken erinnert. Für die Erzählerin trägt seine Gestalt eine „vor Schwäche monströse Kraft“. Wie verhält sich das Buch in der Politik seiner Poetik zu dieser Kraft, welchen Raum räumt es ihr ein, welches Wirken billigt es ihr zu? Oder wirkt sie bereits vor jeder Zubilligung? Der Vortrag geht der Frage nach, wie diese Kraft im Text arbeitet und welche Praxis eines Denkens von Demokratie dabei womöglich sichtbar wird.

Anmeldefrist: 09.02.2021, 17 Uhr!