Gender Lunch Talk | Feminismus – Beziehung – Entgrenzung: Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Sextourismus und Heiratshandel in der Bundesrepublik Deutschland, ca. 1970-1995
Das Margherita-von-Brentano-Zentrum präsentiert im Sommersemester 2022 erneut an zwei Terminen Projekte und Neuerscheinungen aus dem Bereich der Geschlechterforschung der Freien Universität Berlin. Die Gender Lunch Talks sind in diesem Semester als Online- und Hybridveranstaltungen geplant.
Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen, Lunch »mitzubringen« und mitzudiskutieren!
Input
Jun.-Prof. Dr. Ulrike Schaper, Friedrich-Meinecke-Institut
Seit den 1970er Jahren berichteten verschiedene Medien über deutsche Männer, die entweder in Länder in Südostasien reisten und dort sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nahmen oder eine ausländische – meist asiatische – Frau heirateten, oftmals mit Hilfe von Heiratsagenturen, die auf die internationale Vermittlung spezialisiert waren. Frauen, die vor allem aus dem Umfeld der Neuen Frauenbewegung und dem entwicklungspolitischen Kontext kamen, begannen seit Anfang der 1980er Jahre ihren politischen Protest gegen diese Phänomene zu organisieren. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Arbeit veränderte sich die öffentliche Wahrnehmung und Sextourismus und internationale Heiratsvermittlung/Heiratshandel standen zunehmend auch in der breiten öffentlichen Diskussion als ausbeuterisch in der Kritik. Die medialen Auseinandersetzungen sowie die politische Kritik kreisten um den Feminismus und seine Folgen für heterosexuelle Beziehungen, um das Verhältnis zur „Dritten Welt“ und die Verantwortlichkeiten und Möglichkeiten, die sich daraus nicht zuletzt vor dem Hintergrund globaler Ungleichheit ergaben. Mein Forschungsprojekt beschäftigt sich mit diesen Diskussionen über Sextourismus und die Vermittlung ausländischer Ehefrauen sowie den politischen Initiativen, die diese Phänomene bekämpften. Dabei geht es erstens um die Frage, wie mit Bezug auf den Sextourismus geo-soziale Räume und globale Ordnung anhand von Kriterien wie Liberalität, Emanzipation, Intimität aber auch Wohlstand entworfen und die Bundesrepublik innerhalb dieser Ordnung positioniert wurde. Zweitens dient mir die Diskussion als Ansatzpunkt, um die Reaktion auf verschiedene Veränderungsprozesse zu untersuchen, insbesondere Veränderungen in den Geschlechterbeziehungen sowie eine zunehmende transnationale Vernetzung. Auf einer übergeordneten Ebene dienen die Analysen dazu herauszuarbeiten, wie die Diskussion um Sextourismus und Heiratsvermittlung ein wachsendes Bewusstsein für Globalität und eine sich pluralisierende Gesellschaft reflektiert.
Die Zugangsdaten lauten:
Meeting-Link: https://fu-berlin.webex.com/fu-berlin/j.php?MTID=m0f1bf9505ade1701ed7436d0083ec79e
Meeting-Kennnummer: 2733 116 8035
Passwort: M4DnjEpFP54
Zeit & Ort
16.06.2022 | 12:30 - 13:30
Online-Veranstaltung