Dr. Janna Mareike Hilger (Institut für Philosophie)
Der Vortrag befasst sich mit den sog. consciousness-raising-Gruppen, die in den 1970er Jahren das Rückgrat der US-amerikanischen Frauen- sowie der Schwulen und Lesbenbewegung bildeten. Dabei handelte es sich um Kleingruppen exklusiv für Frauen bzw. Queers, in denen ein extensiver Erfahrungsaustausch untereinander betrieben wurde. In Anlehnung an Foucault werden diese historischen Kollektive als Ausgangspunkt für eine klassisch philosophische Frage genommen: Was ist eigentlich Kritik? Die plausibilisierte These ist, dass in diesen Gruppen ein implizites Kritikverständnis existierte, das informativ ist für Kritik überhaupt – wobei ich darunter die Gesamtheit der pluralen Kritikpraktiken verstehe. Nicht nur setzten sich die Teilnehmenden zu ihrer politischen Gegenwart in Beziehung und versuchten, diese mittels ihrer eigenen Erfahrungen zu hinterfragen. Sie entwickelten innerhalb der Gruppen auch eine Propädeutik des kritischen, intervenierenden Sprechens, bei dem ein Ich-Sagen durch ein unterstützendes Wir ermöglicht wurde. Hier zeigt sich eine feministische Figur, die der Kritik zugrunde liegt: Kritik – und sei sie noch so konfrontativ und antagonistisch – gibt es nur kollektiviert und unter Einbeziehung einer nicht-souveränen, angewiesenen Subjektivität. Gleichzeitig zeigt der Vortrag auf, dass und warum die consciousness-raising-Gruppen bereits in den 1970er Jahren selbst zu Gegenständen einer (inner-)feministischen Kritik wurden.
Hybrid-Veranstaltung
Teilnahme unter: https://fu-berlin.webex.com/fu-berlin/j.php?MTID=m8d0d92fb0f84be005955bfd6d92d661c
Meeting-Kennnummer: 2734 538 7027
Passwort: GmpZZdXJ454
Oder in der Rost-und Silberlaube, Raum KL 29/137