Gender Lunch Talks im Sommersemester 2023
Das Margherita-von-Brentano-Zentrum präsentiert im Sommersemester 2023 erneut an zwei Terminen Projekte und Neuerscheinungen aus dem Bereich der Geschlechterforschung der Freien Universität Berlin.
Die Gender Lunch Talks sind erneut als Hybridveranstaltungen geplant.
Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen, Lunch »mitzubringen« und mitzudiskutieren!
Inputs
Do, 04.05.2023, 12:30-13:30 Uhr (hybrid)
Dr. Janna Mareike Hilger (Institut für Philosophie)
Kein Ich ohne Wir. Zum Feminismus der Kritik
Der Vortrag befasst sich mit den sog. consciousness-raising-Gruppen, die in den 1970er Jahren das Rückgrat der US-amerikanischen Frauen- sowie der Schwulen und Lesbenbewegung bildeten. Dabei handelte es sich um Kleingruppen exklusiv für Frauen bzw. Queers, in denen ein extensiver Erfahrungsaustausch untereinander betrieben wurde. In Anlehnung an Foucault werden diese historischen Kollektive als Ausgangspunkt für eine klassisch philosophische Frage genommen: Was ist eigentlich Kritik? Die plausibilisierte These ist, dass in diesen Gruppen ein implizites Kritikverständnis existierte, das informativ ist für Kritik überhaupt – wobei ich darunter die Gesamtheit der pluralen Kritikpraktiken verstehe. Nicht nur setzten sich die Teilnehmenden zu ihrer politischen Gegenwart in Beziehung und versuchten, diese mittels ihrer eigenen Erfahrungen zu hinterfragen. Sie entwickelten innerhalb der Gruppen auch eine Propädeutik des kritischen, intervenierenden Sprechens, bei dem ein Ich-Sagen durch ein unterstützendes Wir ermöglicht wurde. Hier zeigt sich eine feministische Figur, die der Kritik zugrunde liegt: Kritik – und sei sie noch so konfrontativ und antagonistisch – gibt es nur kollektiviert und unter Einbeziehung einer nicht-souveränen, angewiesenen Subjektivität. Gleichzeitig zeigt der Vortrag auf, dass und warum die consciousness-raising-Gruppen bereits in den 1970er Jahren selbst zu Gegenständen einer (inner-)feministischen Kritik wurden.
Hybrid-Veranstaltung
Teilnahme unter: https://fu-berlin.webex.com/fu-berlin/j.php?MTID=m8d0d92fb0f84be005955bfd6d92d661c
Meeting-Kennnummer: 2734 538 7027
Passwort: GmpZZdXJ454
Oder in der Rost-und Silberlaube, Raum KL 29/137
Do,22.06.2023, 12:30-13:30 Uhr (hybrid)
Dr. Marcella Isabelle Fassio (Friedrich Schlegel Graduiertenschule)
Von weiblicher Erschöpfung erzählen. Verhandlungen von Geschlecht, Mental Health und Care-Arbeit um 1900 und 2000
Psychische Erschöpfung als überzeitliches, in seiner konkreten Ausprägung aber historisch je spezifisches Phänomen, lässt sich im Kontext medizinischer (Neurasthenie, Depression, Burnout) und ideengeschichtlicher Begriffe (Melancholie, Spleen, Ennui) fassen. Zudem lässt es sich in einen Bezug zu ökonomischen und geschlechtsspezifischen Verhältnissen und Diskursen wie Reproduktion und Arbeit setzen. Diese komplexe Vernetzung von Erschöpfung zeigt sich auch in literarischen Texten. Vor allem männliche Erschöpfung oder der männliche Blick auf die femme fragile wurden bisher vielfältig untersucht.
Im Zentrum des vorgestellten Forschungsprojekts „Narrative weiblicher Erschöpfung um 1900 und 2000“ steht hingegen die Frage, wie in Prosatexten von Schriftstellerinnen von weiblicher Erschöpfung erzählt wird, sowohl im Dialog mit medizinischen, psychiatrischen und psychoanalytischen Perspektiven als auch in Abgrenzung von ihnen. Daran anknüpfend wird danach gefragt, inwieweit sich spezifische Erzählverfahren in der Darstellung weiblicher Erschöpfung zeigen und spezifische Narrative weiblicher Erschöpfung identifizieren lassen. Das Projekt geht von der Annahme aus, dass die literarische Repräsentation von weiblicher psychischer Erschöpfung um 1900 und 2000 dezidiert mit geschlechtsspezifischen Machtstrukturen in Verbindung steht, die zentral um die Verhandlung von (Re-)Produktionsarbeit und sexualisierter Gewalt kreisen.
Im Vortrag soll das Projekt anhand von Helene Böhlaus Roman Halbtier! (1899) und Terézia Moras Roman Das Ungeheuer (2013) vorgestellt werden.
Hybrid-Veranstaltung
Teilnahme unter: https://fu-berlin.webex.com/fu-berlin/j.php?MTID=m27416d7a2c607fad66d562f6e0fc32ac
Meeting-Kennnummer: 2733 310 0848
Passwort: ZhFkm6d9kv5
Oder in der Rost-und Silberlaube, Raum KL 29/139