Gender Lunch Talks | Von weiblicher Erschöpfung erzählen. Verhandlungen von Geschlecht, Mental Health und Care-Arbeit um 1900 und 2000
Dr. Marcella Isabelle Fassio (Friedrich Schlegel Graduiertenschule)
Psychische Erschöpfung als überzeitliches, in seiner konkreten Ausprägung aber historisch je spezifisches Phänomen, lässt sich im Kontext medizinischer (Neurasthenie, Depression, Burnout) und ideengeschichtlicher Begriffe (Melancholie, Spleen, Ennui) fassen. Zudem lässt es sich in einen Bezug zu ökonomischen und geschlechtsspezifischen Verhältnissen und Diskursen wie Reproduktion und Arbeit setzen. Diese komplexe Vernetzung von Erschöpfung zeigt sich auch in literarischen Texten. Vor allem männliche Erschöpfung oder der männliche Blick auf die femme fragile wurden bisher vielfältig untersucht.
Im Zentrum des vorgestellten Forschungsprojekts „Narrative weiblicher Erschöpfung um 1900 und 2000“ steht hingegen die Frage, wie in Prosatexten von Schriftstellerinnen von weiblicher Erschöpfung erzählt wird, sowohl im Dialog mit medizinischen, psychiatrischen und psychoanalytischen Perspektiven als auch in Abgrenzung von ihnen. Daran anknüpfend wird danach gefragt, inwieweit sich spezifische Erzählverfahren in der Darstellung weiblicher Erschöpfung zeigen und spezifische Narrative weiblicher Erschöpfung identifizieren lassen. Das Projekt geht von der Annahme aus, dass die literarische Repräsentation von weiblicher psychischer Erschöpfung um 1900 und 2000 dezidiert mit geschlechtsspezifischen Machtstrukturen in Verbindung steht, die zentral um die Verhandlung von (Re-)Produktionsarbeit und sexualisierter Gewalt kreisen.
Im Vortrag soll das Projekt anhand von Helene Böhlaus Roman Halbtier! (1899) und Terézia Moras Roman Das Ungeheuer (2013) vorgestellt werden.
Hybrid-Veranstaltung
Teilnahme unter: https://fu-berlin.webex.com/fu-berlin/j.php?MTID=m27416d7a2c607fad66d562f6e0fc32ac
Meeting-Kennnummer: 2733 310 0848
Passwort: ZhFkm6d9kv5
Oder in der Rost-und Silberlaube, Raum KL 29/139