Festliche Eröffnung des Margherita-von-Brentano-Zentrums
Mit mehr als 130 Gästen wurde am 9. Juni 2016 das Margherita-von-Brentano-Zentrum im Harnack-Haus Berlin mit einer Festveranstaltung eröffnet. Zur Begrüßung wies der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt, darauf hin, dass mit der Gründung des Zentrums eine neue Etappe in der Geschlechterforschung an der Freien Universität begonnen worden sei: Nicht nur sei damit das Ziel verbunden, im Sinne des Selbstverständnisses der Freien Universität als „Internationale Netzwerkuniversität“ auch in der Geschlechterforschung eine stärker internationale Ausrichtung anzustreben und entsprechende Projekte auf den Weg zu bringen, es gehe darüber hinaus auch darum, neue Formen der Selbstreflektion und methodischen Innovation zu etablieren – ganz im Sinne der Namensgeberin Margherita von Brentano.
Die wissenschaftliche Leiterin des Zentrums, Prof. Dr. Margreth Lünenborg, konkretisierte in ihrer Einführung die neue Aufgabenstellung des Zentrums:
„Ein großes Potenzial und hochgradige gesellschaftliche Notwendigkeit sehen wir dabei im Bereich transnationaler und transregionaler Forschung. Globale Wandlungsprozesse – Migrations- und Fluchtbewegungen, die Mobilität von Menschen, Gütern, Informationen oder Bildern – lassen sich nicht angemessen verstehen, ohne die ihnen zugrunde liegenden Geschlechterverhältnisse in den Blick zu nehmen. Und zugleich gestalten und verändern diese grenzüberschreitenden Bewegungen Geschlechterarrangements nachhaltig.“
Neben der Internationalisierung nannte sie das Themenfeld "Digitalisierung" als wichtige strategische Aufgabe: Das Margherita-von-Brentano-Zentrum verstehe sich – auch auf Grundlage bereits existierender Vorhaben wie das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Ein Repositorium für die Geschlechterforschung“ als Kompetenzzentrum diesen Bereich. Es sei beabsichtigt, das „Feld der Geschlechterforschung in seiner Inter- und Transdisziplinarität als Motor für innovative Formen der digital gestützten Archivierung, Publikation und auch digital gestützter Lehre [zu] entwickeln und weiter[zu]entwickeln.“ Zum vollständigen Vortrag (pdf)
Prof. Dr. Marianne Braig erläuterte als Mitglied des Vorstands des Zentrums die Gründe, die Geschlechterforschung an der Freien Universität Berlin mit dem Namen Margherita von Brentanos zu verbinden, und ging auf die Verpflichtungen ein, die für das Zentrum aus der Wahl der Namensgeberin resultieren:
„Am nach ihr benannten Institut wollen wir Akzente setzten für Geschlechter-, Diversity- und im Sinne Margherita von Brentanos für Diskriminierungsforschung sowie Gleichstellung im Rahmen einer internationalen und interdisziplinären Dialog- und Streitkultur. Dabei sehen wir uns durch ihre Werke, ihr Wirken und ihre Person ermutigt und angespornt, aber auch in der Verantwortung.“ Zum vollständigen Vortrag (pdf)
Im anschließenden Festvortrag erinnerte Apl. Prof. Dr. Cornelia Klinger in Anknüpfung an Margherita von Brentano an die uneingelösten Ziele des Feminismus:
„Wenn Feminismus heute, zum wievielten Male? veraltet, überholt, erledigt aussieht, dann benennt Margherita von Brentano (unisono mit Adorno) den richtigen Grund: das Versprechen eines wirklich Neuen, nämlich der freien und gleichen Teilhabe von Frauen an einer guten und gerechten Gesellschaft hat sich bis heute nicht erfüllt. Und was veraltet erscheint, weil es nicht vollbracht wurde, sondern misslang, das verurteilt die ‚geschlagenen‘ Erblasserinnen zur Mahnung an die Enkelinnen, ‚es besser auszufechten‘, und die Erbinnen zur Erinnerung, um aus dem ‚Misslingen‘ vielleicht doch zu lernen, wie es anders gehen könnte.“ Zum vollständigen Vortrag (pdf)
Umrahmt von der Musik des Jazz-Duos „Jazz & Me“ (Kontrabassistin Berit Jung und Saxophonist Florian Heidtmann) wurden die Gespräche bei einem Empfang im Garten des Harnack-Hauses fortgesetzt. Die geäußerten vielfältigen Wünsche und Erwartungen an das Margherita-von-Brentano-Zentrum werden die zukünftige Arbeit begleiten und vorantreiben.