Band 15
Querelles Jahrbuch - Neuerscheinung
Querelles. Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung
Band 15 (2010):
Stephanie Bung, Romana Weiershausen (Hg.):
Simone de Beauvoir
Schreiben zwischen Theorie und Erzählung
"Erkennen und Schreiben" - dieser Wahlspruch Simone de Beauvoirs spiegelt sich in ihren autobiographischen Werken und philosophischen Essays, in besonderer Weise aber auch in den Erzähltexten der Autorin: Akzentuiert wird weniger das bloße 'Aufschreiben' einmal gewonnener Überzeugungen als ein tendenziell unabschließbarer Erkenntnisprozess, in dem das Schreiben an Eigenwert gewinnt und als Medium des Erkennens bedeutsam wird. Ausgangspunkt der hier versammelten Beiträge sind die Schreibstrategien Simone de Beauvoirs, die die Trennungen zwischen Disziplinen (Philosophie versus Literaturwissenschaft) oder Textsorten (faktuales versus fiktionales Schreiben) unterlaufen und so dazu herausfordern, aktuelle Fragen in den Kultur- und Geisteswissenschaften (wie z. B. nach dem Verhältnis von Autorschaft und Lebensbezug) neu zu pointieren.
Das "Recht auf Ambiguität'', das Simone de Beauvoir eingefordert hat, schließt Ambivalenzen zwischen Tradition und Innovation in ihrem Schreiben nachdrücklich mit ein. In den Brüchen, die sich dadurch in ihrem gesamten Werk abzeichnen, liegt - so die leitende These des Bandes - die Aktualität Simone de Beauvoirs für das 21. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis:
- Stephanie Bung und Romana Weiershausen: Einleitung. "Une idée, ce n'est pas théorique" - Simone de Beauvoirs Werk als Herausforderung für eine disziplinäre Wissenschaftskultur
Aufsätze
- Toril Moi: What Can Literature Do? Simone de Beauvoir as a Literary Theorist
- Renate Kroll: Erzähltes Geschehen. Literaturtheorie und rezeptionsspezifischer Feminismus im fiktionalen Text
- Doris Ruhe: "... libérer la liberté". Das existenzialistische Credo und seine Ambivalenzen bei Simone de Beauvoir
- Romana Weiershausen: Aporien der Autorschaft? Zwischen Selbst-Entwurf und Theorie: Beauvoirs L'Invitée
- Françoise Rétif: Der/die andere im Spiegel: Die Semiotik der Suche nach dem anderen im literarischen Werk Simone de Beauvoirs
- Roswitha Böhm: "L'échec de notre civilisation". Die Reflexion über Alter, Krankheit und Tod im Werk Simone de Beauvoirs
- Hilge Landweer und Catherine Newmark: Erste Philosophie des Geschlechts. Simone de Beauvoir als existenzialistische Ethikerin
- Anne Kwaschik: Selbstentwürfe intellektueller Frauen als Herausforderung an die Intellektuellengeschichte: Am Beispiel von Simone de Beauvoir und Colette Audry
- Mária Joó: Nach der Befreiung der Frau? Simone de Beauvoir in der postsozialistischen Situation
- Lieselotte Steinbrügge: Egalität oder Differenz? Das andere Geschlecht im Licht feministischer Theoriebildung
Fundstück
- "Was kann Literatur?" Eine Stellungnahme Simone de Beauvoirs aus dem Jahre 1964. Übersetzt von Stephanie Bung
Forum
- Cécile Kovacshazy: Pourquoi je ne connais pas Simone de Beauvoir
- Christiane Solte-Gresser: Literatur zwischen oeuvre und foyer. Simone des Beauvoirs Kritik des Alltags in Le Deuxième Sexe
- Marianne Beauviche: "Tout m'amuse toujours": L'aptitude au bonheur, une revendication prégnante pur l'époque actuelle
- Susanne Moser: Beauvoirs Werk als Drehpunkt zwischen Moderne und Postmoderne
- Katharina Reschka: Simone de Beauvoir zwischen Vergangenheit und Überleben - ein Modell, das herausfordert