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6.5. Physik

T: Nochmal zum Projekt: Wir, als Studierende an der Freien Universität möchten mit unserem Projekt dazu beitragen, dass Fragen der Geschlechterforschung interdisziplinär in allen Fachbereichen diskutiert werden können.

Im Rahmen von #4GenderStudies und eines Seminars zur Wissenschaftskommunikation des MvBZs haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie wir als Studierende den Umgang mit Gender Studies wahrnehmen. Dabei ist uns aufgefallen, dass Geschlechterperspektiven nicht nur tief im zivilgesellschaftlichen Aktivismus wurzeln, sondern gleichzeitig von interdisziplinären Auseinandersetzungen leben. Das bedeutet nicht nur, dass Geschlechterforschung überall ein Fokus sein sollte, sondern auch, dass sich Gender Studies nur durch interdisziplinäre Forschung weiterentwickeln können. Dabei wird die Kategorie Geschlecht nicht isoliert betrachtet, vielmehr sehen wir die Notwendigkeit, intersektional weitere Kategorien einzubinden (wie beispielsweise Klasse oder race) und diese in Machtstrukturen eingebettet zu analysieren und zu kritisieren.

Das MvBZ hat in einer neuen OpenMic Veranstaltung verschiedene Professor*innen gefragt, inwiefern Geschlechterforschung in ihren Fachbereichen von Bedeutung ist. Wir als Studierende möchten das Projekt weiterführen und die Studierenden dieser Fachbereiche ebenfalls dazu befragen. Denn obwohl wir natürlich auch der Meinung sind, dass Geschlechterforschung wichtig ist, muss es Angebote, Raum und Offenheit geben, um die Möglichkeit für Auseinandersetzungen zu haben.

Ich stelle dir jetzt einige Fragen und wir würden die Antworten anonymsiert veröffentlichen. Bevor wir sie weiterverarbeiten, würden wir dir die Ergebnisse noch einmal zeigen. Ist das soweit in Ordnung?

J: Ja, alright!

T: Erstmal zu dir: Was studierst du zur Zeit und an welcher Hochschule oder Uni? Im wievielten Semester befindest du dich gerade?

J: Ich studiere aktuell Physik an der FU im achten Semester.

T: Okay, super! Wir haben ja in unserer Einleitung schon angesprochen, dass es uns in unserem Projekt um Gender Studies geht, dass aber nicht "nur" Geschlecht als Analysekategorie relevant ist, sondern auch andere Themen wie Intersektionalität, andere Diskriminierungsebenen und Machtstrukturen. Inwiefern hast du dich mit solchen Themen schon beschäftigt, ob studienintern oder -extern?

J: Ich habe einiges dazu im Internet gelesen (Social Media, Foren, Erfahrungsberichte, politischer Content etc.), mich allerdings nicht auf tiefergehender theoretischer (akademischer) Ebene damit befasst. Im Rahmen des Studiums gab es auf der Erstifahrt ein paar Workshops zu genderspezifischen Themen, die ich besucht habe.

T:  Und wird sich seitdem in deinem Studium mit diesen Themen auseinandergesetzt? Wenn ja, wie stehst du zur Anzahl der Angebote und Möglichkeiten zur Auseinandersetzung? Wenn nein, fehlt etwas an der Auseinandersetzung?

J: Es gibt einerseits im Rahmen der Fachschaft seit einigen Jahren jeden Semesterstart eine kritische Einführungswoche mit Veranstaltungen zu unter anderem Gender & Diversität an der Uni, queeren sowie neurodiversen Realitäten, Feminismus und kritischer Wissenschaftsforschung. (—> @Phlynta auf Instagram).

Darüber hinaus werden im Rahmen des Moduls „Präsentationstechniken“ (Erarbeitung/Präsentation von ausgewählten Themen mit Bezug zur Physik im weiteren Sinne zur Vorbereitung auf die Präsentation der Bachelorarbeit) Seminare im Rahmen des ABV zu zum Beispiel „unsichtbare Physiker*innen“ (Thema Unterdrückung/Nicht-Anerkennung wissenschaftlicher Leistungen nicht cis-männlicher Forschender innerhalb der Physik in der Vergangenheit) oder kritischer Wissenschaftforschung angeboten. (Mehr Infos zu einer Arbeitsgruppe mit dem Thema Gelder Studies im Rahmen der Physik gibt es hier: https://www.physik.fu-berlin.de/en/einrichtungen/ag/ag-erlemann/index.html)

Dennoch bleibt anzumerken, dass all diese Veranstaltungen rein optional sind. Abseits eines grundsätzlichen Vermerks in der Studienordnung zur allgemeinen Sensibilisierung der Studierenden bezüglich genderspezifischer Themen fehlt es an konkret verpflichtenden Veranstaltungen zum Thema.

T: Okay, danke dir für die Antwort. Aufgrund dessen was du gerade gesagt hast, was denkst du - welchen Mehrwert die Auseinandersetzung mit solchen Themen nicht nur im Physik Studium, sondern auch allen anderen Studiengängen und Fachbereichen, also fürs Studium generell, haben kann?

J: Ein Mehrwert wäre bestimmt der Abbau von Machtstrukturen und Diskriminierung und eine Verbesserung der Forschung durch erleichterten Zugang zu Strukturen

T: Auf welchen Ebenen denkst du wäre es nötig, Intersektionalität und Auseinandersetzungen mit Machtstrukturen zu implementieren, um diesen Mehrwert zu erreichen? Also z.B. im Syllabus, in der Studiengangszulassung, im Miteinander zwischen Dozierenden und Studierenden...

J:  Ich denke das Aufstellen von Verhaltenskodex im Umgang mit genderspezifischen/diskriminierungsbetroffenen Themen, Verpflichtende Schulungen für Lehrpersonal, mehr Module und informelle Veranstaltungen zum Thema (letzteres ist schon relativ gut vertreten) wären hilfreich. 

T: Freut mich zu hören, das es hinsichtlich eines Aspektes schon Angebote gibt. Wenn du jetzt versuchen würdest, es in einen prägnanten Satz zu fassen: Was können intersektional praktizierte Gender Studies positiv zu deinem Studiengang beitragen?

J: Einen Abbau verfestigter Denkstrukturen und Diskriminierung innerhalb der Forschung und Forschungsstrukturen innerhalb der Physik

T: Und was denkst du, jetzt noch einmal aufbezogen, wie lassen sich Geschlecht oder ander Kategorien sozialer Ungleichheit und Naturwissenschaften für dich verbinden?

J: Gerade in der Physik, aber auch teilweise anderen Naturwissenschaften herrscht nach wie vor ein sehr hoher Männeranteil im Studium, was sicherlich stark mit dem Selbstverständnis/der Barrierefreiheit (im Rahmen von Alltagsvereinbarkeit/Konkurrenzdenkens/Zusammenarbeit innerhalb der Arbeitsgruppen/Forschung) der Wissenschaft auf diesem Gebiet an sich zusammenhängt. Hier könnte ein Umdenken zu positivem strukturellen Wandel führen. 

T: Super, danke dir für die Antworten!

J: Klar :) wenn du noch irgendwelche Fragen hast zu was konkret hau raus